Ali Meyer - À BIENTÔT PARIS | BETRACHTUNGEN EINES KUNST- UND KULTURHISTORISCHEN PHOTOGRAPHEN | © 2013 | Verlag Der Apfel
Ali Meyer - À BIENTÔT PARIS | BETRACHTUNGEN EINES KUNST- UND KULTURHISTORISCHEN PHOTOGRAPHEN | © 2013 | Verlag Der Apfel | ISBN 978-3-85450-186-2
Lesen, hat der Schriftsteller Jean-Paul Sartre gesagt,
sei ein freier Traum.

Mein Traum war es schon lange, das niederzuschreiben, was mich im Leben gefordert, bewegt und fasziniert hat. Wenn du nichts getan hast, was wert ist, aufgeschrieben zu werden, so schreibe wenigstens etwas, was wert ist, gelesen zu werden.

Thomas C. Cubasch und Ali Meyer beschließen
das Buch "À BIENTÔT PARIS" zu publizieren.

Cafe Griensteidl, Wien, Frühjahr 2011.

ISBN 978-3-85450-186-2

Ich war schon einmal hier. So beginnt das Buch nach dem Prolog in Evelyn Waughts berühmtem Roman „Brideshead Revisited“. An diesen Satz musste
ich denken, als ich mich nach längerer Pause in Paris wiederfand. In dieser großartigen Metropole, dem Vorreiter aller Städte mit dem Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Die Parole Liberté, Égalité, Fraternité gehört zum nationalen Erbe Frankreichs, wurde zum Leitspruch und Vorbild aller demokratischen Geister dieser Welt. L'homme est né libre, et partout il est dans les fers (Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten), ein Ausspruch des Jean-Jacques Rousseau und das Gemälde La Liberté guidant le peuple (Die Freiheit führt das Volk) des Eugène Delacroix halten uns ein Spiegelbild der französischen und damit zu einem großen Teil der Pariser Geschichte vor Augen.

Es ist die Stadt der Literatur, die eines Molière der Klassik, die eines Voltaire als geistiger Kopf der französischen und europäischen Aufklärung, die eines Victor Hugo der Romantik, jene eines Honoré de Balzac des Realismus, jene der wichtigen Strömungen der Literatur der beiden Kriege des Antoine de Saint-Exupéry, sowie des Existenzialismus des Jean-Paul Sartre und des Albert Camus.

Es ist die Stadt der Künste, der großen Maler des Impressionismus, die eines Claude Monet, Édouard Manet, Edgar Degas und Pierre-Auguste Renoir,
aber auch des Kubismus eines Pablo Picasso, der wie viele der Künstler Paris zu seiner Wahlheimat erkoren hatte.

Aber Paris ist allem voran die Weltstadt der Photographie, die eines Louis Jacques Mandé Daguerre, den Brüdern Louis und Auguste Lumière oder eines Henri Cartier-Bresson. Es ist die Metropole der Architektur. Viele europäische Großstädte haben wundervolle Juwelen der Baukunst, wie Wien, Prag, Budapest, London oder Rom, um nur einige zu nennen. Doch nirgendwo anders als in Paris wurde so drakonisch verändert oder erneuert. Baron Georges-Eugène Haussmanns Erweiterung der Stadt oder die präsidialen Grands Projets der V. Republik haben Zeichen der Zeit gesetzt.

Paris gilt vollkommen zu Recht als eine der kulinarischen Hauptstädte der Welt. Dem Essen wird nicht nur entsprechender Lebensraum gegeben, darüber hinaus ist, neben der kultivierten und weltbekannten Küche und ihren Exzessen, jede Kreation, so unscheinbar sie sein möge, jeweils mit einem sehr klingenden Namen bedacht. Das ist typisch für die cuisine française. Es ist die Stadt der Mode. Wer schon einmal den Prêt-à-Porter Modenschauen beigewohnt hat, weiß, in welcher Atmosphäre die Defilées auf das Publikum wirken. Die hohe Kunst der Schneiderei, die Haute Couture, ist die absolute Krönung der Pariser Modewelt. Es ist die Stadt der Düfte, der Faszination der besten Gerüche in berauschenden Parfumflakons. Paris ist auch die Stadt der Fundgrube. Die Flohmarktstraßen sind extraordinaire.

Und da ist noch die Liebe. Welch ein Mythos oder doch nicht? Auf jeden Fall waren die Franzosen immer erfinderisch und sind in manchen Belangen erfrischend unkompliziert. Um Paris richtig zu begreifen bedarf es einer intensiven Wahrnehmungsfähigkeit, sowie der uneingeschränkten Bereitschaft diese großartige Stadt mit zwei gegenläufigen Gesichtern auf sich einwirken zu lassen, dem hektischen Paris mit dem Stress der Moderne und dem Paris der zeitlosen Räume mit Beschaulichkeit und Muße. Paris ist einzigartig, unvergleichlich und zeigt jedem Besucher augenblicklich seine Bestimmung,
das Leben einfach zu leben. c'est la vie!

Ich war schon einmal hier in der Capitale. Zwanzig Jahre ist es her, daß mich der berufliche Lebensweg in diese Stadt verschlug, in mehreren Schritten
zu einer immens großen und sehr anspruchsvollen Aufgabe. Aus einem multikulturellen Umfeld und einer Mediendynastie kommend, durfte ich an dem Jahrhundertprojekt des Musée du Grand Louvre ganz entscheidend mitarbeiten, ja regelrecht mitgestalten. Als Photograph, althergebracht ausgedrückt
als Lichtbildner, lebte ich meine Kreativität aus. Paris war meine Freiheit, zu mir selbst zu finden. Es war meine Inspiration. Irgendwie lag das in der Luft. Im Vorfeld frei nach Gustav Mahler: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“ Daran habe ich mich im Wesentlichen gehalten.

(Prolog aus | Ali Meyer - À BIENTÔT PARIS | © 2013)